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Rouen

Rouen ist ein Schatz. Die Hauptstadt der Haute-Normandie liegt an der Seine, und zwar etwas näher an Le Havre als an Paris. Bis hierhin ist der Fluss auch für etwas größere Seeschiffe fahrbar, was den Ort schon lange zu einem wichtigen Umschlagplatz und zu einem See- wie Binnenhafen macht.

Gleichzeitig hat Rouen nicht den spröden Charme eines gewöhnlichen Vorpostens oder Handelsplatzes, die Stadt ist selbst in der mit Baudenkmälern reich gesegneten Normandie eine ausgesuchte Schönheit, ein sehr alter Siedlungsort, an dem man Kultur und Geschichte tanken kann. Die Kelten waren hier, die Römer kannten den Ort, die Normannen natürlich auch, weit vor ihnen wurde hier ein früher Bischofssitz gegründet.

Victor Hugo pries die wunderschöne Silhouette mit den vielen Kirchtürmchen der Stadt, der Impressionist Claude Monet hockte sich hier vor die Kathedrale, malte sie, beendete ein Bild und begann von neuem, weil sich die Lichtverhältnisse grundlegend verändert hatten (Monetfans findet man vor allen Dingen im nahen Giverny), Gustave Flaubert kam hierher und beschrieb hier auch seine Madame Bovary, ohnehin hat die Stadt unzählige Künstler und Denker hervorgebracht oder angezogen und inspiriert – und für eine der größten Berühmtheiten Frankreichs war sie der Ort des Schicksals.

Während des Hundertjährigen Krieges wurde Jeanne d’Arc, diese französische Nationalheldin, verraten, verkauft und in Rouen von den Engländern in einen Turm gesperrt und schließlich Ende Mai 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Rouen

Rouen ©iStockphoto/Claudio Giovanni Colombo

Obwohl eine derart strategisch gelegene Stadt natürlich immer wieder überfallen und verwüstet wurde, hat man es in Rouen geschafft, viel Altes zu bewahren, musealisiert das aber nicht allzu sehr. In Rouen wird gelebt, das spürt man, es darf auch modern gebaut werden, wie die L’église sainte Jeanne d’Arc zeigt, eine im späten 20. Jahrhundert an der Stelle der Hinrichtung gebaute Kirche (über deren Schönheit man selbstredend streiten darf).

In Rouen gibt es ein feines Nachtleben, tolle Restaurants, zahlreiche Studenten, von den Museen ist das den Beaux-Arts gewidmete wahrscheinlich das interessanteste, zumindest für all jene, die sich für Malerei interessieren und gerne durch die Jahrhunderte fliegen. Es gibt aber auch sehr spezialisierte Museen, beispielsweise das Keramik-, das Eisenwaren-, das Flaubert- oder das Corneille-Museum (der Schriftsteller Pierre Corneille stammt ebenfalls aus Rouen).

Eine etwas schaurige Schönheit ist das zu Zeiten der Pest errichtete und seltsamerweise erhaltene Gebeinhaus aus dem 14. Jahrhundert, das trotz seines filigran gearbeiteten Holzreichtums durch die Jahrhunderte gekommen ist und heute nicht mehr die Toten von Epidemien, sondern Ateliers und Galerien beherbergt.

Hingegen ist die Festung, in der die Engländer Jeanne d’Arc peinlich verhörten, heute eine Ruine, von der lediglich der Tour Jeanne d’Arc besteht. Alle paar Jahre gibt es in Rouen L´Armada, ein sehr großes Seglertreffen.

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