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Amiens

Amiens ist die Hauptstadt der Picardie, etwa 140 Kilometer nördlich von Paris an der Somme gelegen. Der Bischofs- und Universitätssitz hat mehr als 130.000 Einwohner und befindet sich in einem Gebiet, das bereits in der Altsteinzeit belegbar von Menschen bewohnt war.

Vor der Zeitenwende lebte ein keltischer Stamm namens Ambiani in der Region, die Römer bauten die Stadt klassisch römisch mit Amphitheater, Forum, Thermen usw. aus, Julius Cäsar hat hier eine Zeit lang während der gallischen Kriege geweilt, bereits im dritten Jahrhundert war Amiens ein wichtiges christliches religiöses Zentrum.

Die Stadt hatte den strategischen Vorteil, dass sie über einen Übergang über die Somme verfügte, das ließ sie allerdings auch zu einem Ziel feindlicher Herrscher werden, gegen die Amiens zu einer der größten Festungen nördlich der Alpen ausgebaut wurde. In Amiens hat der heilige Martin von Tours der Legende nach seinen Mantel geteilt, im 13. Jahrhundert, man war nach einem Brand gezwungen, einen neuen Kirchenbau zu errichten, begann man den Grundstein für eine der bis heute gewaltigsten Kathedralen überhaupt zu legen.

Notre-Dame von Amiens ist stolzer Beleg für den Wohlstand, den sich die Bürger und Händler der Stadt erarbeitet hatten – und das Selbstbewusstsein natürlich auch. Seit 1981 gehört der Bau zum offiziellen Welterbe der UNESCO und er ist für nahezu alle Besucher, nicht nur die Wanderer des Jacobsweges, bis heute das erste Anlaufziel.

Immer wieder stand Amiens im Zentrum europäischen Geschehens, besonders natürlich im ersten Weltkrieg, als nicht weit von hier an der Somme entsetzliche Schlachten geführt wurden. In jener Zeit wurde für viele Soldaten die in der Kathedrale stehende Statue des weinenden Engels zum emotional sehr wichtigen Motiv.

Kathedrale von Amiens

Kathedrale von Amiens ©iStockphoto/Ann Taylor-Hughes

Amiens hat trotz der großen Kriege, die beide deutliche Schäden hinterließen, einen sehr ursprünglichen Charme bewahrt. Die Stadt verfügt über eine Ober- und eine Unterstadt, wie man das auch aus einigen alten deutschen Städten kennt. In der Oberstadt waren Behörden, Paläste, Kirchen, Prunkbauten usw., die Unterstadt war eher der Arbeiterschaft vorbehalten. Schon in vorindustrieller Zeit war Amiens ein wichtiger Handelsplatz für Textilien, hier lebten zehntausende von Arbeitern und organisierten sich hier auch, hier gab es die von der Somme abgeleiteten Kanäle, arbeiteten die Weber und Färber, heute ist die Unterstadt in ihren schönsten Ecken Tag und Nacht belebt von jungen Menschen, von Clubs und Kneipen. Alte Industrieanlagen werden umgenutzt und neu belebt.

Im Tal der Somme, die das Leben in der Stadt und um sie herum, die Landwirtschaft, die Industrie und im Prinzip sämtliche Geschichten erst möglich gemacht hat, kann auch der archäologische Garten von Saint-Acheul bestaunt werden. In dem Gebiet sind im 19. Jahrhundert Belege für Zivilisationen entdeckt worden, die vor mehreren 100.000 Jahren an dieser Stelle existierten.

Man hat eine Kultur, die in einer gewaltigen Zeitspanne lebte (man spricht von 1,76 Millionen bis 150.000 Jahre vor unserer Zeit), nach diesem kleinen Ort benannt, weil man hier begann, Fundstücke aus völlig fremden Welten zu systematisieren und untersuchen: die Acheuléen.

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