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Ajaccio

Klein, aber groß: die korsische Hauptstadt Ajaccio hat viel von ihrem berühmtesten Sohn. Wie Napoleon Bonaparte ist sie von der Gestalt vielleicht nicht die größte, aber wenn es um Stolz und Selbstbewusstsein geht, steckt sie jede Weltstadt in die Tasche (bzw. schiebt sie sie in den Schlitz, den ihr die Knopfleiste der Uniform lässt).

Die Bonapartes stammen eigentlich aus dem italienischen Ligurien (und werden Buonaparte geschrieben), Patrizier, von denen einige im frühen 16. Jahrhundert auf die Westseite Korsikas übergesiedelt sind. Die Stadt geht auf eine Siedlung von Römern zurück, später waren es die mächtigen Genueser, die hier die Strippen zogen, man hatte an der Stelle der heutigen Stadt eine Zitadelle errichtet.

Ajaccio ist eigentlich keine Stadt der Korsen, genauso wie diese Napoleon nicht für einen der ihren hielten und der sich auch nicht sonderlich viel aus ihnen machte. Allerdings geht man davon aus, dass frühe Siedler der Insel bereits aus dem späteren Ligurien kamen, wer nun zu wem gehört und wer erster war und Recht hat ist immer Erbsenzählerei. Frankreich kaufte Korsika 1769 von Genua, mit kurzen Unterbrechungen ist die Insel – auch gegen Widerstände einiger korsischer Separatisten – französisch.

Die Stadt Ajaccio mit ihren etwa 60.000 Einwohnern ist ein lohnenswerter Abstecher für Urlauber auf der Insel. Die Bucht und der Hafen sind schön, die Häuser sind hübsch und pastellfarben und an jeder Ecke begegnet einem Napoleon.

Ajaccio

Ajaccio ©iStockphoto/KERMARREC AURELIEN

Im Herzen der Verehrung steht das Geburtshaus Napoleons, das Maison Bonaparte inklusive Museum. Das hat die Jahrhunderte nicht gerade unverändert überstanden, ist aber ein wichtiger Ort der französischen Nation und wird entsprechend sakral behandelt. Bis ins aktuelle Jahrtausend sind die Bonapartes in Ajaccio präsent. Mal tritt ein Spätberufener zur Bürgermeister Wahl an, viel wichtiger allerdings sind die von Familie Bonaparte gesammelten Schätze.

Dazu gehört das beeindruckende Museum der schönen Künste im Palais Fesch ebenso wie der mit Devotionalien überladene Salon Napoléonien – und natürlich die Cathédrale Notre-Dame-de-l’Assomption d’Ajaccio, hier hat der spätere Kaiser seine wichtigsten kirchlichen Segnungen in den ersten Jahren erhalten. Im trotzigen Kontrast dazu steht das abgelegene, kleine Musée a Bandera für die eigenständige korsische Geschichte ein.

Wenn Gelegenheit besteht, sollten Besucher auf jeden Fall die Zitadelle Ajaccios aufsuchen, beeindruckend sind auch die Genueser Turmbauten rund um die Insel, es gibt herrliche Wanderstrecken rund um die Stadt, man kann an Stränden die Seelen baumeln lassen und mit einem Boot zu den Îles Sanguinaires fahren.

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