Skip to main content

Midi-Pyrénées

Midi-Pyrénées ist jene Region in Südfrankreich, die weder ans Mittelmeer noch an den Atlantik grenzt, dafür aber eine lange gemeinsame Grenze mit Spanien hat – und mit Andorra natürlich. Wichtigste Metropole der Region ist sicher Toulouse, die alte Handelsstadt am Canal du Midi, die heute sehr relevante europäische Hightechindustrie und zehntausende von Studenten beherbergt.

Landschaftlich hat Midi-Pyrénées zwar kein Meer, aber eine Menge Abwechslung zu bieten. Da gibt es die Erhebungen des Zentralmassivs im Norden, in der Mitte und Richtung Atlantik ist die Region relativ eben und Richtung Spanien liegen die namensteilgebenden Pyrenäen mit über 3.000 Meter hohen Gipfeln (zum Vergleich: die Zugspitze ist etwas weniger als 3.000 Meter hoch). Auch wenn die meisten 3.000er der Pyrenäen auf spanischem Gebiet liegen, hat auch Frankreich in den Midi-Pyrénées besonders im Département Hautes-Pyrénées großartiges alpines Gelände.

In der Nähe von Cauterets beispielsweise liegt der Vignemale mit dem Pique-Longue an der Grenze zu Spanien, die höchste Pyrenäenerhebung auf französischer Seite. Ein Paradies für Wanderer und Kletterer, sogar für wandernde Kletterer, die auf Gletscher spezialisiert sind, liegt hier der Parc national des Pyrénées, in dem es noch Steinadler und Gämsen und Murmeltiere und Geier gibt. Der echte Pryenäen-Braunbär teilte 2004 das Schicksal mit Problembär Bruno (gest. 2006), allerdings gibt es ein Wiederansiedlungsprogramm mit Braunbären aus Osteuropa (die sind aber eigentlich nicht original).

Midi-Pyrénées

Midi-Pyrénées ©iStockphoto/Ann Taylor-Hughes

Die Hautes-Pyrénées sind nicht nur wilde geschützte Natur, sie beherbergen auch eines der wichtigsten Pilgerziele Europas. Lourdes liegt in der Nähe von Tarbes, Mitte des 19. Jahrhunderts berichtete das junge Mädchen Bernadette Soubirous, dass ihm Maria in einer Grotte erschienen sei. Angeblich hat es dann auch noch in der Grotte eine Quelle entdeckt, deren Wasser ungewöhnliche Heilkraft besitzt und um Quelle und Grotte hat sich ein enorm großes Pilgerzentrum gebildet, die katholische Kirche arbeitet koordinieren und das ist auch wichtig, weil Lourdes alljährlich einige Millionen Gläubige anzieht.

Südfrankreich ist berühmt für seine Bastides. Das sind Städte, die im Mittelalter gegründet oder zumindest komplett neu geplant und nach Plan aufgebaut wurden. Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und England sorgten dafür, dass neue befestigte Städte gebraucht und mit den Steinen der jeweiligen Region, immer aber nach festem Bauplan errichtet wurden.

Strategisch klug gelegen (am Fluss oder auf einer Hügelkuppe), im Zentrum ein großer Marktplatz, sind die Straßen geometrisch, meist rechtwinklig, darum herum angeordnet, es gibt Arkaden und eine solide Befestigung. Montauban an der Tarn gilt als besonders schönes Beispiel für eine solche Bastide. In Ausflugsentfernung nördlich von Toulouse gelegen wurde sie im 12. Jahrhundert gegründet, besiedelt und befand sich in den Jahrhunderten darauf mitten im Gewirr aus religiösen und aristokratischen Machtränken und ist heute zwar nicht mehr befestigt, hat sich aber seinen alten, geschichtsträchtigen Charme bewahrt.

Albi ist natürlich ein Pflichtziel für alle, die sich mit den mystischen christlichen Geschichten vergangener Epochen beschäftigen. Die Katharer, eine christliche Glaubensbewegung des Mittelalters, von der das Wort Ketzer abgleitet sein soll und die so gründlich aus den Geschichtsbüchern getilgt wurde, dass eigentlich nur noch Propaganda und Unsicherheit übrig sind, wurden auch Albigenser genannt, weil sie in Albi eine ihrer wichtigsten Hochburgen hatten.

Entsprechend verwüstet wurde die Stadt, weil die katholische Kirche gleich einen Kreuzzug zur Bekämpfung der Laienbewegung organisierte und mit drakonischen Maßnahmen gegen jeden bekennenden Katharer vorging. Albi war wenige Jahrzehnte zuvor mal wieder komplett zerstört worden, als der Bischof 1282 den Bau einer neuen Kathedrale in Auftrag gab, entsprechend solide hat man dann auch gebaut.

Die Cathédrale Sainte-Cécile d’Albi ist von der Idee ein gotischer Bau, eine der größten Backsteinkirchen der Erde und so filigran gearbeitet wie ein Trockendock mit sechs Meter dicken Mauern. Was sich die Bauherren in zwei Jahrhunderten an filigranen Finessen an der Außenhaut sparten, haben sie im Innenraum der Kirche doppelt eingebracht. Der Kontrast könnte nicht größer sein: außen eine Burg, innen ein farbenfrohes, reich verziertes Himmelsschloss zählt diese Kathedrale mit Sicherheit zu den beeindruckenderen in Europa.

Top Artikel in Frankreich