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Die Biskaya

Oder ist die Biskaya der schönste Ort der Erde? Der weite, etwa zur Hälfte zu Spanien und Frankreich gehörende und sich zum Atlantik öffnende Golf (in Frankreich Golfe de Gascogne genannt) beginnt im Grunde in Finistère, dem tief in den Westen ragenden Ende der Erde in der Bretagne, und auf spanischer Seite ein gutes Stückchen hinter Gijón – von dort aus ist es auch nicht mehr wahnsinnig weit bis nach Portugal.

Biskaya

Biskaya ©iStockphoto/Markue

Das sind hunderte von Kilometern abwechslungsreiche Küstenlinie. Wer häufiger am Meer ist, weiß, dass man an der Taktung der Wellen die Größe eines Gewässers spüren kann. An dieser Bucht erkennt wirklich jeder die Gewalt und die gewaltige Schönheit des anbrandenden Atlantiks. Die bekanntesten Orte nahe der spanisch-französischen Grenze sind San Sebastián auf der einen, Biarritz auf der französischen Seite, renommierte Urlaubsorte, mondäne Fleckchen der Gelassenheit, der Erholung und des Genusses, wobei man wirklich nur an wenigen Stellen den Verlockungen des schnellen Betons erlegen ist.

So weit und groß die Biskaya ist, so abwechslungsreich sind auch ihre Landschaften. Es gibt schroffe Küsten, seichte Sandstrände, breite Flussmündungen, große Metropolen, kleine Fischernester und im Hinterland einige der berühmtesten Weinbaugebiete überhaupt.

Wer oben in der Bretagne die Atlantikküste Frankreichs bis nach Biarritz abfährt, erlebt eine erstaunliche Wandlung der Landschaft und Architektur. Quimper im Cornouaille mit seinen bretonischen, nordeuropäisch anmutenden Traditionen, den Kanälen und dem Fachwerk, der mächtigen gotischen Kathedrale, den mittelalterlich anmutenden verhutzten Gässchen ist für alle, die den scharfen Kontrast suchen, ein toller Ausgangspunkt.

Die Veneter, der mächtigste der keltischen Stämme, die sich Julius Cäsar während der gallischen Expansion entgegenstellten, hatten ihre Hauptstadt an dem Ort, an dem heute Vannes liegt. Immer wieder war dieses Städtchen Schauplatz äußerst wichtiger Entscheidungen, die bretonischen Normannen hatten ihr stolzes Zentrum eine Weile in Vannes, hier wurde aber auch im 16. Jahrhundert der Zusammenschluss mit Restfrankreich erklärt und heute ist das Hafenstädtchen am Golf von Morbihan (ein Golf im Golf quasi) eine lebhaftes Zentrum der Kultur, der Schönheit und der Studenten.

Im scharfen Kontrast liegt südlich von Vannes Saint-Nazaire an der Mündung der Loire. Einer der größten Atlantikhäfen Frankreichs liegt hier, es gibt Werften und Airbus hat hier ein Werk, die Côte d’Amour, zu der Saint-Nazaire zählt, ist an vielen Stellen hübscher als hier. Allerdings ist die Stadt für Prähistoriker ein ganz guter Ausgangspunkt für Erkundungen. Die Route Bleue verläuft entlang Tumuli, Dolmen und Menhiren der Region, steinernen Zeugen längst vergangener Kulturen, die hier einmal existiert haben.

Für alle, denen ein breiter Strand und eine architektonisch pragmatisch errichtete Unterkunft in touristisch einseitiger Infrastruktur genügt, sollte Les Sables-d’Olonne ein interessantes Ziel sein. Große Hotels, Spa-, Fitness-Bereiche, eines sehr schöne Natur im Umland bilden mit dem Meer und dem Strand das Rahmenprogramm für einen gelungenen Totalentspannungsurlaub.

Pittoresker, geschichtsträchtiger und sicher auch schöner kommt da schon La Rochelle daher. Die weiße kalksteinerne Stadt gehört zu diesen seltenen Rundumschönheiten, die von jeder Seite betrachtet etwas Rätselhaftes oder Zauberhaftes haben, hier gibt es vieles zu entdecken, vorgelagerte Inseln beispielsweise, ein sehr großes Aquarium ebenfalls und ein Spielzeugmuseum – und das ist längst nicht alles.

Etwas im Landesinneren, an der Charente, liegt Rochefort, die Stadt mit der gewaltigen Schwebefähre, ein sehr alter Militär- und Marinestützpunkt in sumpfigen, auf den ersten Blick und für klassische Urlauber eher unspannendem, sumpfigen Gelände, in dem es aber für Freunde der europäischen Seeschifffahrtshistorie einige sehr interessante Dinge zu sehen gibt. Hier wird das nationale Marinemuseum unterhalten und der Nachbau der Hermione, einer französischen Fregatte aus dem 18. Jahrhundert fand hier im alten Marinearsenal von Rochefort mit enormer Detailtreue und großem Kostenaufwand ab 1997 statt.

Außerdem gibt es in Rochefort der Welt größte Begoniensammlung (kein Scherz) und den Zoo de la Palmyre, einen der populärsten zoologischen Standorte Frankreichs überhaupt.

Südlich von Rochefort liegt Royan an der breiten Trichtermündung der Gironde, die sich wiederum vor Bordeaux in Dordogne und Garonne aufteilt. Wenn die Biskaya auf französischer Seite ein Zentrum hat, dann befindet es sich hier. Hier liegen die großen Weinbaugebiete, hier besteht seit vielen Jahrhunderten eine direkte Verbindung zum Mittelmeer über Binnengewässer und hier kann man mondäne Erholung und kulturelles Erleben am besten kombinieren.

Obwohl – genau das geht auch in Bayonne und Biarritz. Kurz vor der spanischen Grenze wird auch Frankreich baskisch. Hier sind die Wappen noch ein bisschen stolzer gezeichnet, die Volksfeste noch ein bisschen verrückter als anderswo und Bayonne hat sich auf eine ganz besondere Art (eine ein bisschen gruselige Art) in die Weltgeschichte eingeprägt: das Bajonett stammt von hier.

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