Haute-Normandie
Hier sind sie seinerzeit gelandet, die NO …, die NO …, die NONO… (die Normannen). Kein Neffe von Majestix wird ihnen je begegnet sein, tatsächlich zeigt die Existenz dieses Landstriches, wie immens die Bedrohung durch die Wikinger über Jahrhunderte war. Im späten ersten Jahrtausend nach Christus fielen brandschatzende und plünderte Seefahrer aus dem hohen Norden Europas immer wieder die großen Flussläufe hinauf in die frühen Metropolen ein.
Die Normandie liegt im Norden Frankreichs, und zwar um die Stelle, an der die Seine ins Meer führt. Rouen, die Hauptstadt von Haute-Normandie, wurde noch im 9. Jahrhundert überfallen, wenige Jahrzehnte später trat man die heutige Normandie an jene Nordmänner ab, die bleiben, siedeln, Landwirte und Christen werden wollten.
Die wunderschöne Küste der Haute-Normandie war noch häufig Schauplatz geschichtlich sehr wichtiger Ereignisse. Im Hundertjährigen Krieg war sie entscheidend, wichtige Episoden der Hugenottenkriege fanden hier statt, im Zweiten Weltkrieg fand etwas westlich der D-Day statt, die Invasion alliierter Truppen zum entscheidenden Schlag gegen das Nazireich.
Von Le Havre bis nach Le Tréport nahe der Picardie wird von der Alabasterküste gesprochen. Steile Felsen brechen zum Meer hin ab, die Landschaft hat einen rauen Charme und lässt sich hervorragend durch Klippen erwandern. Kleine alte Fischernester und Bäder wie die alte Freibeuterhochburg Dieppe oder Étretat und Yport bilden magische Ruheplätze.
Die Hauptstadt der Region Haute-Normandie ist der große alte Binnenhafen Rouen an der Seine, aufgeteilt ist die Region in zwei Départements, und zwar Eure im Landesinneren und Seine-Maritime direkt an der Küste.
Le Havre, die für sich sprechend benannte große Hafenstadt, ist im Zweiten Weltkrieg derart zerstört worden, dass man anschließend die große Lösung wählte: Auguste Perret, ein belgischer Stadtplaner, Architekt und Pionier des Stahbetons, baute mit einem gewaltigen Team von Kollegen bis zu seinem Tod an einem neuen Le Havre, das seit 2005 als eines von wenigen Gebäudeensembles des 20. Jahrhunderts auf der Liste des UNESCO-Welterbes steht.
An einer Schleife der Seine in der Gemeinde Les Andelys liegt hoch oben das Château Gaillard, die Ruine einer Burg von Richard Löwenherz, die Teil einer umfassenden Grenzfestung aus dem 12. Jahrhundert ist, bietet einen großartigen Überblick über die Landschaft.
Kleine bezaubernde Städtchen mit Schlösschen sowie eine saftig grüne Natur liegen hier im erweiterten Speckgürtel von Paris, etwa 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Es gibt einen regelrechten Wettbewerb des fast schon kitschigen Zaubers. Hier Reetdach, dort Fachwerk, dann wieder ein gotischer Prachtbau oder ein freistehender Glockenturm, in Pont-Audemer ist es sogar gelungen, vom Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer eine vierte Blume verliehen zu bekommen, wo doch eigentlich maximal drei zu haben sind.
Der kleine Ort war lange Zentrum des Leder verarbeitenden Gewerbes, die alte Innenstadt mit ihrem Fachwerk, den Brückchen und Dächlein, hat jeden Besuch und jede Auszeichnung verdient.