Frankreich in Übersee
Aus der Zeit der kolonialen Supermächte sind Frankreich einige Inseln und auch ein Land geblieben, die sich über alle drei Ozeane verteilen. Die Rechtsformen, in denen sie existieren, sind recht kompliziert und für Urlauber eigentlich auch nicht weiter interessant, am bekanntesten sind sicher die fünf Übersee-Départements, die mit Abgeordneten und Senatoren eigene politische Vertretungen in Frankreich haben.
Dazu gehört Französisch-Guayana im Norden Brasiliens, Guadeloupe und Martinique in den karibischen kleinen Antillen (in der Karibik gehören auch noch Saint Barthélemy und
Saint-Martin zu Frankreich), Réunion und Mayotte vor der Ostküste Afrikas. Sehr unbekannt sind die Îles Éparses, Inseln, die sehr verstreut liegen, zu keinem der größeren Überseegebiete gehören und oft auch von anderen Ländern beansprucht werden.
Außerdem gibt es im tiefen Süden antarktische Besitzungen Frankreichs, darunter Inseln mit so seltsamen Namen wie Kerguelen, Amsterdam, Sankt-Paul und Crozet. Dann gibt es noch (Betonung auf „noch“, das Atoll ragt nur wenig über die Wasseroberfläche) vor der Westküste Mexikos Clipperton, unbewohnt und nach einem englischen Piraten des 18. Jahrhunderts benannt, der hier gelegentlich untergetaucht sein soll.
Vor der Ostküste Kanadas, im Nordatlantik also, liegen Miquelon-Langlade und Saint-Pierre, zwei Inseln, die gleich Beginn der europäisch-atlantischen Expansion im späten 15. Jahrhundert von Bretonen und Normannen besiedelt wurden, die hier fischten und heute als letzter (nicht unumstrittener) französischer Außenposten bei Kanada an die lange Geschichte der Nation dort erinnern. Man erreicht die Inseln heute ausschließlich über Kanada, es gibt keine direkten Verbindungen von Europa aus.
Wesentlich berühmter sind die Besitzungen Frankreichs im Pazifik. Die Inselgruppe Neukaledonien beispielsweise wird wahrscheinlich nicht dauerhaft zu Frankreich gehören. Teil der melanesischen Inseln (zu denen beispielsweise auch Neuguinea, Fidschi und Vanuatu gehören) steht sie vor Plebisziten zur Unabhängigkeit. Das zweitgrößte Doppelbarriereriff der Erde ist ein anerkanntes UNESCO-Weltnaturerbe, die Inseln haben weit über 250.000 Einwohnern, ist von einer Jahrtausende alten polynesischen Kultur geprägt, wobei auch viele europäisch stämmige Menschen hier leben.
Berühmt ist auch Französisch-Polynesien. Hier liegt beispielsweise Mururoa, jene Insel, auf der noch in den 90er Jahren Atomtests stattfanden, hier liegen aber auch Tahiti und Bora Bora, ebenjene fernste aller Sehnsuchtseilande. Fünf Archipele, 118 Atolle und Inseln auf einer gewaltigen Seefläche mit mehr als 260.000 Bürgern – und eine gut ausgebaute touristische Infrastruktur ist kennzeichnend für Französisch-Polynesien, etwa 20 Stunden Flug muss man von Europa aus einplanen, dann ist man aber auf Tahiti und in einer unglaublichen Urlaubswelt.
Wer es noch etwas ungewöhnlicher mag, kann von Französisch-Polynesien noch nach Wallis und Futuna weiterreisen, das geht zweimal in der Woche von Tahiti beispielsweise. Das sind mehrere inselgroße Königreiche, in denen Kokosnüsse gepflückt und Fische aus dem Wasser gezogen werden und für die besonders Tauchfreunde abenteuerlich lange Anreisen in Kauf nehmen.