Marseille
Marseille liegt am Mittelmeer, genauer am Golf von Lion und ist eine der bekanntesten Großstädte der französischen Republik. Als Schmelztiegel der Kulturen hat sie einen großen Ruf und wurde bereits im siebten Jahrhundert vor Christus von griechischen Seefahrern als Handelsplatz genutzt.
Als Massilia wurde Marseille berühmt, angeblich geht der Stadtgründung eine Liebesgeschichte voraus, eine Liebe zwischen einer lokalen Fürstentochter und einem der Seeleute, die Stadt wuchs zum wichtigsten Hafen der Griechen im westlichen Mittelmeer, über die nahe Rhône konnte bis weit ins Kontinentinnere Handel betrieben werden.
Die florierende Stadt weckte selbstredend das Interesse sie umgebender Mächte. Verschiedene Keltenstämme griffen an, das erstarkende Reich der Römer wurde als ordnende Hand gerufen und übernahm letztendlich ganz Gallien. Ganz Gallien? Marseille schaffte es kurze Zeit noch eine neutrale regionale Kraft zu bleiben, wurde jedoch geschluckt und in das gigantische System aus Provinzen, Fernstraßen und Garnisonsstädten integriert.
In den Jahrhunderten nach Christus blieb Marseille ein reizvolles Angriffsziel. Die Franken, die West- und Ostgoten, die Burgunder, selbst die Sarazenen lagerten hier, um ihre Relevanz wissend, haben sich die Marseillaise ein gesundes Selbstbewusstsein aufgebaut, das im 13. Jahrhundert in der Gründung einer kleinen Republik nach mittelalterlichen Maßgaben mündete und auch dann nicht einschlief, als im 15 Jahrhundert dann die Eingliederung ins neue Frankreich folgte.
Dass die französische Nationalhymne Marseillaise heißt, soll damit zu tun haben, dass 1795 Kämpfer, die zur Unterstützung der Revolution von Marseille nach Paris gesandt waren, dieses wenige Jahre zuvor von Claude Joseph Rouget de Lisle in Strasbourg verfasste Lied beim Einmarsch in die Hauptstadt sangen.
Marseille profitierte von maßgeblichen Veränderungen in der Neuzeit. Kolonialisierung, Industrialisierung und der Bau des Sueskanals verstärkten die Bedeutung der Hafenstadt immens, in der ersten Hälfte des Zweiten Weltkrieges wurde Marseille für viele vor den Nationalsozialisten Flüchtende zu einem Ort der Hoffnung. Besonders eindrucksvoll wird das in Anna Seghers Roman Transit beschrieben, für die Nazis wiederum galt Marseille vermutlich genau aus diesem Grund als Ort des Widerstandes, was sie nach der Besetzung große Teile des Zentrums zerstören ließ. Im August 1944 wurde die Stadt durch Amerikaner befreit.
In der Nachkriegszeit wurde Marseille zum Zentrum für viele zuwandernde Menschen aus dem Maghreb, seit den 90ern profitiert die Stadt endgültig davon, wächst und boomt. Die Stadt kann dabei eigentlich nur schön wirken. Das liegt am Licht, das Gebäude, Berge und Meer an dieser Stelle des Mittelmeeres irgendwie immer noch etwas eindrucksvoller ausleuchtet, das liegt an der Großstadt, die von der Wassernarbe mehrere hundert Meter auf Hügel hinauf gewachsen ist und so noch eine weitere Dimension hat. Das liegt am alten Hafen direkt in der Innenstadt, dessen Glück es war, dass viele logistische Strukturen bereits im 19. Jahrhundert ausgelagert wurden und in dem so eine neue Nutzung wachsen konnte, hier gibt es private Boote, Fischerkutter, und dann noch einige Bootsdienstleister.
Die Küche der Marseillaiser ist eine Mixtur aus provenzalischen Traditionen mit der Welt, aus Marseille kommt beispielsweise die echte Bouillabaisse, eine schmackhafte Fischsuppe, hier gibt es aber auch große nordafrikanische Einflüsse, Italien ist nicht weit (und das schmeckt man), es gibt griechische, spanische, sephardische, auch armenische Rezepte in den Restaurants der Stadt.
Die ist an ihren schönsten Stellen eng, verwinkelt und verwunschen, nur um gelegentlich einen Blick auf etwas Großes oder etwas größeres, die Ferne, freizugeben. Zu den Wahrzeichen Marseilles zählen die schwarz-weiß gestreifte Notre-Dame de la Garde und das Château d’If, eine alte Festung, die sich über ein paar Felsen im Meer erhebt.
Großartige Bauwerke in der Stadt sind die Abbaye Saint-Victor de Marseille, das Palais Longchamp am gleichnamigen Boulevard und natürlich Notre-Dame-des-Accoules auf den Ruinen eines Minerva-Tempels.