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Bordeaux

Die größte Stadt des französischen Südwestens ist Bordeaux. Etwas mehr als 200.000 Bordelaiser gibt es, nimmt man das Einzugsgebiet der Stadt hinzu, kommt man schnell auf die vier- oder fünffache Anzahl. Bordeaux liegt mehr als 40 Kilometer im Landesinneren, die Verbindung zum Golf von Biskaya bildet die Garonne, die sich einige Kilometer, nachdem sie durch Bordeaux geflossen ist, mit der Dordogne zur Gironde vereint, einem schiffbaren, sehr großen Mündungsgewässer, das in Europa seinesgleichen sucht.

Geschichte Bordeaux

Bordeaux ist die Gründung eines keltischen Stammes einige Jahrhunderte vor Christus. Die Stadt ist so gelegen, dass man bei ihr noch einen einigermaßen ökonomischen Fährverkehr unterhalten konnte, bevor an Brücken überhaupt zu denken war, einige Kilometer weiter in Richtung Küste ist die Gironde einfach zu breit. In der Zeit der Römer wuchs die Bedeutung des Ortes als Handelsplatz, als landwirtschaftliches Gebiet natürlich ebenfalls, und der Weinanbau, bis heute äußerst wichtig, fand hier vermutlich seinen Ursprung.

Bordeaux wurde zu einer kleinen Weltstadt (wenn man bedenkt, dass die den Europäern bekannte Welt seinerzeit noch deutlich kleiner war), aus ganz Gallien, Rom, Germanien, sogar Griechenland lebten Menschen hier, die Nordmänner kamen auch immer wieder (auf ihre Art) und dort, wo die Menschen herkamen, sprach man bald begeistert vom Bordelaiser Wein – ein frühes Imagebranding.

Mit dem Römischen Reich schwand zur zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends auch die Bedeutung von Bordeaux. Ein paar Jahrhunderte. Irgendwann meldeten die Araber Interesse an, Karl der Große erklärte Aquitanien zu einem Königreich, in einer relativ komplizierten Erbrochade fiel dieses ein paar Jahrhunderte später England zu und dort wusste man den Wein der Stadt wieder sehr zu schätzen. Und die Stadt auch.

Bordeaux

Bordeaux ©iStockphoto/Bart De Meuter

Seit dem 15. Jahrhundert ist Bordeaux Universitätsstadt und ein Teil Frankreichs. Letzteres war nicht gerade eine Entscheidung aus Liebe, die Bürger wurden eher zu Franzosen genötigt. Als Seehafen mit engen Verbindungen in die neue Welt erlebte Bordeaux im 18. Jahrhundert dann seinen nächsten Boom. Die Stadt wurde prächtig ausgebaut, das Bürgertum kam zu neuem Selbstbewusstsein, was sich dann auch in der Französischen Revolution zeigte, in der Südfranzosen, dabei vor allen Dingen Bordelaiser, als Girondisten in die Weltgeschichte eingingen (und nicht selten grausam starben).

Bordeaux ging es in Zeiten von Kriegen nie gut. Das gilt für jene des 19. Jahrhunderts ebenso wie die, die von den Deutschen angezettelt wurden. Das liegt daran, dass im Krieg weniger gehandelt wird als geplündert, die Nazis, die die Stadt einige Jahre besetzt hielten, hatten auch das professionalisiert.

Erst im ganz späten 20. Jahrhundert wurde Bordeaux aufwändig restauriert, machte sich fein, immerhin konnte Jahrhunderte eine Bausubstanz bewahrt werden, die nicht nur in Europa einzigartig ist. Über Jahrzehnte hatte man Bordeaux auch Dornröschen genannt, eine Schönheit, die nur wieder erwachen musste und 2007 wurden die Bemühungen um die schlafende Prinzessin zumindest schon mal von der UNESCO belohnt, die mit mehr als 1800 Hektar große Bereiche der Altstadt zum Welterbe erklärte.

Sehenswürdigkeiten in Bordeaux

Diese umfassende Auszeichnung lässt die Auswahl besonderer Sehenswürdigkeiten natürlich schwierig werden. Schon vor der UNESCO hatte man mehr als 350 Gebäude in Bordeaux denkmalgeschützt, die Stadt liegt an einer wichtigen Route des Jacobswegs, drei der Kirchen waren in diesem Zusammenhang als Teil eines überregionalen Ensembles von der UNESCO gelistet, Bordeaux muss man einfach spüren.

Dazu laden Promenaden, Plätze (zum Beispiel den gewaltigen Place des Quinconces), Brunnen und vor Jahrhunderten angelegte Parks ein. Diese alte liberale Handelsmetropole verströmt einen Geist, für den man empfänglich sein muss. Hier lebten die Hugenotten länger als anderswo in Frankreich, hier gab es eine sehr große jüdische Gemeinde und eine der größten und schönsten Synagogen der Republik.

Aktivitäten in Bordeaux

Das Erwachen Dornröschens hat dazu geführt, dass Besucher der Schönheit die Qual der Wahl haben: wo anderswo schnöde mehrsprachige Stadtrundgänge angeboten werden, darf man in Bordeaux die Perspektive wählen.

Bordeaux hat gewaltige Bauten, deren Wirken sich mit dem Licht immens verändert. Es gibt Nachtwanderungen, Spaziergänge in den frühen Morgenstunden, Bootsfahrten, Führungen durch Boutiquen, Museen, Weinhandlungen und über Märkte – womit wir beim eigentlich wichtigsten Thema wären:

bei der Cuisine Bordelaise. Die ist ursprünglich baskisch, heißt es, in den Küchen der wohlhabenden Stadtbewohner inmitten einer wirklich alles bietenden kultivierten Agrarlandschaft zu einer Sensation geworden. à la Bordelaise gilt auch bei uns als Qualitätsmerkmal – und das vollkommen zu Recht. Austern gibt es gleich in der Gironde oder aus Arcachon, da bekommt man auch Fisch her, wahlweise Süßwasser- oder Salzwassersorten. Im Grunde wird in Bordeaux alles verarbeitet, was man für typisch französisch halten kann und noch ein bisschen mehr. Es gibt tolle Süßspeisen, man glaubt nicht, wozu man Wein so alles nutzen kann, allein für Käse ist Bordeaux nicht gerade berühmt. Der wird seit Jahrhunderten aus den Niederlanden importiert, was im restlichen Land für Kopfschütteln sorgt.

Bordeaux ist von Weinanbauregionen umzingelt. Das Weinbaugebiet Bordelais ist das weltweit größte seiner Art und Qualität und hat so klangvolle Namen wie Médoc, Pomerol, Saint-Émilion und Graves.

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